
Wenn man zufällig während der Brunftzeit irgendwo in der amerikanischen Steppe unterwegs ist und einen 900 Kilo schweren Bisonbullen mitten im Begattungsvorgang von einer Kuh pflückt, wenn man dann das gesamte Bullensperma auffängt und das ausgeschüttete Testosteron und den krassen Brunftgeruch extrahiert und in einen laschen Typen reinpumpt, der früher zu viel Nachhilfeunterricht und zu wenig Liebe bekommen hat und das heute mit Krokodillederschuhen und miesem Arschlochverhalten kompensieren muss, hat man genau die Zielgruppe, für die die Produktmanager von BMW den neuen X6 M Competition entworfen haben.
Weiche Schlaffis, die ihr verkrüppeltes Ego, das eigentlich so stark ist wie ein warmer Furz, mit dem in Blech gepressten, offiziellen BMW X6-Leitgedanken „PURE DOMINANZ“ aufpusten müssen.
Das sind Leute, die kein Problem damit haben, im Jahr 2019 für ein Auto mit 625 PS knapp 180.000 Euro auszugeben. Leute, bei denen auf jeden Fall nicht das Gewissen dominiert, sondern der Hedonismus, der offene Benzinhahn, das Gaspedal, der Ellenbogen.
Markus Flasch, Leiter der Geschäftsführung BMW M GmbH, über den Wagen:
„Der BMW X6 M Competition macht auf den ersten Blick klar, was in ihm steckt.“
Genau. In dem Wagen steckt zu viel von allem.
Der BMW X6 M Competition ist das Gesicht von Harald Glööckler als Auto. Allerdings mit dem Gehirn einer Teppichmilbe und dem mit Drogen zugespachtelten Gewissen von Jordan Belfort, dem Hauptdarsteller aus „Wolf of Wall Street“.
Der Wagen ist für Leute gemacht worden, die ihre Exaltiertheit wie einen Pelzmantel, der aus dem letzten sibirischen Tiger genäht wurde, tragen müssen. Ganz einfach weil sie es können. Der Wagen ist das Blech gewordene Spiegelbild der Gesellschaft.
Wenn man schon in den Weltuntergang fährt, dann wenigstens ausreichend motorisiert und mit den richtigen Sonderausstattungen versehen.
Zum Beispiel mit der Akustikverglasung für € 600,-.
Denn die ekelerregenden Geräusche, die entstehen, wenn man z.B. mal einen Hund, ein Kind oder einen Radfahrer überrollt, sollen nicht in den Innenraum dringen. Wäre nicht schön.
Und der Duft der Außenwelt, egal, ob blühende Rapsfelder, brennende Kohlekraftwerke oder brennende Vorstädte, soll auch schön draußen bleiben. Deshalb gibt es das „Ambient Air Paket“ für zarte € 350,-.
Hier kann man aus einem Buffet von künstlichen Duftaromen sein eigenes Geruchspaket zusammenstellen. Wo sich das Prekariat einfache Duftbäume an den Rückspiegel hängt, kann die verwöhnte Nase hier Düfte mischen.
Es wird in jedem X6 riechen wie in einer Douglas-Filiale an einem Samstag vormittag. Aber vielleicht gibt es ja auch Büffelsperma als Aroma?
Natürlich verfügt das Auto über eine Gestensteuerung. Damit kommt man
der Zielgruppe entgegen, die es nicht anders kennt, dass auf cholerische Anfälle (in Meetings, beim Ehestreit, beim Shoppen) oder auf das Zappeln bei einer Überdosis reagiert wird.
Die Kopf-ab-Geste ändert zum Beispiel Lieder oder beendet Telefonate. Hektisches Zucken mit unkontrolliertem Röhren schaltet das Gebläse an, wenn das Prozac mal nicht anschlägt und man wütend durch die Luft fuchtelt, blättert man automatisch das digitale Telefonbuch durch und landet wahrscheinlich beim BMW-Concierge, der einem den Weg in die Betty Ford-Klinik vorschlägt.
Für die Türen können sich die Kunden eine „Soft Close-Automatik“ bestellen. Kostet € 650,-.
Auf der Website steht: „Die Soft-Close-Automatik für die Türen bringt die Raffinesse und die Souveränität des Fahrzeugs bestens zum Ausdruck.
Sie ermöglicht ein bequemes und sicheres Schließen der Türen ohne viel Kraftaufwand und störende Zuschlaggeräusche.“
Es werden sich Millionen Menschen über heftige Zuschlaggeräusche beschwert haben, deshalb dieses sinnvolle Extra.
Muss man sich mal vorstellen, wie ein irgendein solventer Muskelrapper mit Wurstpenis, der aussieht und riecht wie ein Gorilla, aus dem Bodybuilding-Studio kommt, seine Gucci-Tasche auf den Rücksitz schleudert und die Tür sich mit einem leisen bzzzzzzzzzzzz automatisch zuzieht. Das ist echt hart.
Dass die Sitze eine Massagefunktion haben, war nicht anders zu erwarten. Dass man sich eine Carbon- Motorhaubenabdeckung für € 1.200- bestellen kann: wird den BMW-Mechatronikern, die das Ding jedes Mal abbasteln müssen, wenn sie den Motor sehen wollen, ein müdes, Kopfschütteln entlocken. „Nicht noch so einer…“
Am zeitgemäßesten von allem ist die BMW-Niere, die den Namen „Iconic Glow“ trägt. Allein für die Namensgebung möchte man den Leuten, die es sich ausgedacht haben, die ein oder andere BMW-Niere an die Stirn nageln.
Für schlappe € 500,- kann man den Kühlergrill, der ungefähr den Grundriss einer 1,5 Zimmer-Wohnung hat, leuchten lassen.
So kann man auch am Ende einer Fahrt sehr gut sehen, wo in den Gitterstäben sich mal wieder ein Rehbock oder ein lästiger Kleinwagen verfangen hat.
Schätzungsweise wird der BMW X6 M Competition im Modelljahr 2022 mit dem Motor eines Kreuzfahrtschiffes (wird dann mit Welpen, Kindern und Hartz4-Empfängern betankt), mit Panzerabwehrraketen im Kühlergrill, mit Sitzen aus Nashornleder, mit Webergrill im Handschuhfach, mit einem Puff im Kofferraum und natürlich einem diamantbesetzten „FUCK YOU GRETA“-Emblem angeboten.
Ist ja eh alles egal.
Das Motto wird dann nur kurz angepasst:
PURE IGNORANZ.
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Hier geht es zur Website. (Und: ja. Ich weiß, dass ich den Hersteller BMW und die „M GmbH“ in einen Topf werfe. Nur falls sich jemand darüber aufregen sollte. Aber dieser werksgetunte Wagen wird offiziell auf der BMW-Website angeboten.)
https://www.bmw.de/de/neufahrzeuge/m/x6-m/2019/bmw-x6-m-automobile-ueberblick.html