Vielleicht polierst du Autolack, oder du vereinbarst Termine, vielleicht fütterst du Kinder. Oder Alte.
Was auch immer du machst: Mach es so toll du kannst.
Egal, ob du Zahnarztbohrer desinfizierst, ob du Geranien einpflanzt oder Döner verkaufst: du wirst diesen einen Moment haben, den du so perfekt beherrschst wie nur du es kannst. Deine Sekunde.
Vielleicht ist es der Schwung, mit dem du jedes Mal genau die richtige Menge Krautsalat in das Fladenbrot hineinlegst. Oder es ist genau der richtige Druck, mit dem du die Schaufel Erde in die Erde drückst, so dass die Geranie mit ihren zarten Wurzeln perfekt hineinpasst. Oder dein Lächeln, das du für Alte übrig hast.
Egal, ob du Gedichte schreibst oder Verträge. Oder ob du Platinen lötest oder im Tierheim Hunde fütterst.
Egal, ob du Menschen eine neue Sprache beibringst, ihnen neue Laufschuhe verkaufst oder Fenster putzt: Du wirst Dinge darin finden, die nur du kannst. Den Schwung, das Weiterdenken, das Planen.
Es ist vollkommen egal, ob du Gasthermen wartest oder Fußböden schleifst, kunsthistorische Zusammenhänge herausfindest oder Sonntag nachmittags als Schiedsrichterassistent guckst, ob das eben Abseits war oder nicht.
Es wird diese eine Bewegung, diese eine Fähigkeit geben, die genau deine Bewegung ist. Deine Sekunde, dein Talent.
Manchmal ist es vielleicht schwierig, in diese Sekunde, in dein Talent hineinzukommen.
Gibt eben manchmal Hürden – vielleicht in Form von Blödis um dich herum oder in Form von Ablenkung oder irgendwas, was dich bedrückt. Aber du wirst es immer wieder schaffen.
Egal, ob du Eis verkaufst, ob du Jazz-Pianist bist oder ob du Kinokarten abreisst. Selbst wenn dein Talent für einen Moment unter einem Haufen Emo-Schrott verbuddelt ist: Es ist da.
Und wenn du diese eine Sekunde, nämlich deinen Moment gefunden hast, dann lass dich da reinfallen. Ist schließlich deine Sekunde.
Und wenn du gerade einen Menschen erlebst, der seinen vielleicht klitzekleinen Moment gefunden hat – zum Beispiel im Baumarkt, wenn dieser schüchterne Verkäufer weiß, dass der 8er Bohrer vollkommen ausreicht, um dieses kleine Gewürzregal an der Wand über dem Herd zu befestigen und dass man vielleicht noch gucken sollte, dass es nicht direkt über dem Herd angebracht wird, weil man sonst beim Kochen mit den Töpfen da rankommen kann, dann bemerke es doch einfach und sag staunend „danke“.
Und wenn dir im Supermarkt jemand voller Inbrunst deinen Einkauf über den Scanner zieht und dich im größtmöglichen Supermarktstress anstrahlt und dir ein schönes Wochenende wünscht, dann wünsche doch einfach ein schönes Wochenende zurück.
Und wenn dir jemand die Tür aufhält, dir ein perfekt gezapftes Bier auf den Tresen stellt, dir (fast) schmerzfrei Blut abnimmt oder dir genau das Brötchen aus der Auslage gibt, das du haben wolltest, obwohl du nicht mal sagen musstest, welches du haben wolltest, dann bemerke es doch einfach und sag „Wow. Danke“.
Es kann nämlich sein, dass genau das der Moment dieses einen Menschen war. Und es kann sein, dass ein kurzes Lächeln und ein kleines Wertschätzen dieses kleinen Momentes den Tag dieses einen Menschen wirklich besser macht. Jeder Mensch, der ein Talent hat, freut sich, wenn das Talent bemerkt wird.
Vielleicht denken jetzt einige: „Boah. Nee, ey. Das sind vor Zucker triefende Zeilen, die sich wie Gelee durch meine Augen in mein Hirn drücken. Hat der SoBo so früh am Morgen Drogen genommen oder warum schreibt er so einen furchtbaren Rosamunde Pilcher-Motivations-Quatsch? Das ist wirklich schlimmer als ein schmalziger Schlagersänger im ZDF Fernsehgarten!!!“
Ganz so ist es nicht.
Meine Gedanken kommen aus einer anderen Richtung: Stress ist ansteckend. Hass ist ansteckend. Schlechte Laune ist ansteckend. Miese Gefühle sind ansteckend. Hatespeech ist ansteckend. Anrempeln ist ansteckend. Meckern ist ansteckend. Dieser komplette Kackhass, gerade hier im Netz, ist total ansteckend. Miese Laune XXL de luxe-Edition.
Und ich bin mir sicher, dass ein „Danke“ im richtigen Moment, ein Lächeln, Wertschätzung und Respekt, auch ansteckend sind.
Vergisst man nur manchmal.
Echt hart, positive Ausstrahlung zu behalten, wenn man von schlechtgelaunten Blödis umzingelt ist. Meine Devise: nicht aufgeben! Danke, SoBo, für diese Zeilen.
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Ich fand es jetzt gar nicht so rosamunde-pilcher-mäßig, da gibts Schlimmeres.
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